Reisebericht von Luke

Nach einer sehr spontanen und etwas chaotischen Organisationsphase stand für mich Mitte Januar fest, dass es nach 2002 ein zweites Mal nach Jamaica geht. Ich hatte auch 6 Jahre davon geträumt, aber wie das so ist, es kam immer was dazwischen. Nun schlug ich aber bei den Condor-Eintagsfliegen zu! So hatte ich einen sehr guten Preis (428€), aber nur 12 Tage zur Vorbereitung, was jedoch kein Problem war. Die erste Woche sollte ich „allein“ unterwegs sein und am 05.02.08 sollte mein Kumpel Andi dazu stoßen, der aus beruflichen Gründen leider nicht früher konnte.

Nun hieß es also, am 29.Januar 2008 „auf nach Jamaica“!

Über das Forum lernte ich Daniel und Nadine kennen, die die ersten Tage zusammen mit mir in Black River bei Anke verbrachten. Der Driver holte uns am Flughafen in Mobay ab. Es war ein hammamäßiges Feeling, wieder in Jamaica zu sein. Ich spürte einfach wieder diesen unbeschreiblichen Vibe, den ich so lange vermisst hatte. Der Sound, die verschiedenen Düfte, die einem in die Nase und ins Brain steigen, einfach alles…“I am back pon di island!“ – yea mon!!!

Nach 1,5 Stunden über die größtenteils desolaten jamaikanischen Straßen (hier hat sich also in den letzten sechs Jahren gar nichts getan…hihi) kamen wir dann gegen Mitternacht bei Anke an. Die Cottages bei Anke sind sehr schön und gepflegt und liegen direkt am menschenleeren Strand. Wunderschön ist auch das Grundstück, bei dem Naturliebhaber voll auf ihre Kosten kommen. Hier wachsen Pflanzen, die ich noch nie zuvor gesehen hatte. Nach einem kleinen talk und einem (oder mehreren) Red Stripe fiel ich dann ins Bett.

Am nächsten Tag wollten wir dann gleich die Black River Bootstour machen. Ein von Anke organisierter einheimischer Fischer holte uns direkt am Strand ab. Mr. Two erwies sich trotz der unzähligen Spliffs, die er während der Tour konsumierte, als erfahrener Bootsfahrer und brachte uns sehr nahe an die Krokodile heran. Hier wurde mir fast ein wenig mulmig, da das Boot aus der Vorkriegszeit zu sein schien. Die Mangrovenwälder fand ich aber sehr beeindruckend. Für mich als Geographie-Studenten eine in der Tat interessante Vegetation! Auf dem Rückweg machten wir noch einen Halt bei der Pelican Bar, die mitten im Meer aufgebaut wurde – war auch ganz nett.

Am folgenden Tag haben wir zusammen mit Anke die Tour zu den YS Falls gemacht. Wir kamen sehr früh an, was sich als absolut positiv herausstellte, denn wir waren die ersten Touristen und so war wirklich gar nix los und wir hatten die Falls für uns alleine. Natürlich haben wir auch ein kleines Bad inmitten der bezaubernden Natur genommen. Kurz vor dem Rückweg habe ich mir dann noch im Souvenir-Shop die Tarrus Riley-CD („Parables) gekauft…später sollte ich ihn sogar noch live sehen…

Abends ließen wir den Tag in Black River immer mit Red Stripe und netten Gesprächen ausklingen. In Black River ist abends nach meinem Empfinden kaum was los. Zum Einleben ist das sicherlich nicht schlecht, aber auf Dauer (für mich) etwas zu ruhig. Daniel und Nadine machten sich schon am dritten Tag gen Osten auf. Ich wollte allerdings noch bei Anke bleiben, da sie sich als sehr interessanter Gesprächspartner erwies und außerdem war mein Cottage wirklich sehr gemütlich (auf Dauer aber zu teuer, da ich alleine ein Doppelzimmer hatte).

Es folgte dann also mein erster Tag „alleine“ in Jamaica. So erkundete ich den Ort Black River, kaufte ein paar CDs und schaute mir u.a. die Anglican Church an. Am Abend traf ich mich dann mit Anke´s „Gärtner“ Patrick. Zuerst fuhren wir mit den Rädern zu seinem Haus, wo mir seine niedliche Tochter Aaliyah ihr Zimmer zeigte. Dann fuhren wir etwas weiter ins Dorf hinein. Hier betrieben Verwandte von Patrick eine kleine Bar. Aus den Boxen kam cooler alter Ska-Sound a la Laurel Aitken. Was ich hier toll fand, war das jung und alt zusammensaßen und tanzten…irgendjemand hat noch superleckeren Fisch gemacht und natürlich gab es Red Stripe und holy herb. Irgendwann landeten wir dann noch im einem Gogo-Club. Was ich hier für meine nächsten Reisen lernte war: „Geh nie als einziger Whitey in einen Gogo-Club!“ Die Girls waren unglaublich penetrant!!!

Tags darauf war ich ziemlich platt und dennoch fuhr ich mit Anke nach Treasure Beach. Irgendwie war an diesem Tag der Wurm drin. Wie gesagt, ich hatte am Tag zuvor wohl etwas zu tief in die Red Stripe Flasche gekuckt =) (könnte auch an Ucals blunt gelegen haben). Vielleicht kam mir deswegen TB auch etwas langweilig vor; ich hatte mit Anke und Rasta Ucal immerhin ein nettes reasoning und leckeres ital food…wir machten auf der Hinfahrt auch einen kurzen Halt bei ponderock, war ganz witzig da ich mich hier mal wieder mit Gleichaltrigen (die dort als Bauarbeiter tätig waren) auf Deutsch unterhalten konnte, naja begeistert hat´s mich aber auch nicht… sorry auch nochmal an Gabi, dass ich trotz meiner Ankündigung nicht bei dir auftauchte… aber ich war wirklich platt!!! Ich wollte so schnell wie möglich in meine gemütliche Hängematte in Black River und unter den Klängen von Irie FM vor mich hin dösen.

Black River ist wirklich sehr schön…aber nach 5 Tagen war es mir dort etwas zu langweilig. Ich ging an einem Nachmittag beispielsweise frohen Mutes am Strand entlang, in der Hoffnung irgendwelche Menschen zu treffen. Nach einer Stunde sagte ich mir, dass ich jetzt so lange laufe bis ich auf jemanden stoße. Aber vergebens…bis auf zwei megahässliche und aggressive Hunde schien niemand hier zu sein. Und dann „ich glaub ich träum“, erblickte mein Auge tatsächlich einen Menschen. Einen älteren Rasta, der mich auf dem Weg zurück zu Ankes Cottage begleitete und mich vor den bösen Hunden beschützte. Ich hatte zwar noch Lady (ein Hund von Anke) dabei, aber die hatte noch mehr Schiss als ich vor diesen Biestern.

An meinem letzten Abend in Black River kamen dann noch Jörg und Babette zu Anke, zwei wirklich sehr nette Deutsche, die ich dann auch später noch in Negril traf. Fazit von Black River: Unterkunft bei Anke ist super, der Ort ist sehr jamaikanisch (was ich cool fand), aber wie schon erwähnt dauerhaft für mich einfach zu ruhig.

Am 3. Februar machte ich mich dann zwei Tage früher als geplant auf den Weg nach Negril. Dort wollte ich mich mit einem anderen Deutschen treffen, den ich auf dem Flug kennen gelernt hatte. In Negril kam ich bei Anita und John unter. Auch diese Unterkunft kann ich ebenso wie Anke´s Cottage bestens weiter empfehlen. Etwas abseits von dem Trubel, ca. 10min Fußmarsch zur Hauptstraße, sehr gepflegt und mit einer Veranda mit Blick aufs Meer.

Nun traf ich mich also mit Ralf, den ich aus dem Flieger kannte. Er hatte eine Pauschalreise gebucht und so verabredeten wir uns in seinem Resort, dem Mariner´s Beach Club (anscheinend das älteste Resort am Seven Mile Beach). Als Gast von Ralf konnte ich alle Annehmlichkeiten nutzen, die die All-Inclusive-Touristen hatten. Dabei gefiel mir das Jacuzzi im Palmenwald am besten. Abends hatte man hier einen Sternenhimmel, der wirklich Hollywood-tauglich ist. Wir befreundeten uns auch schnell mit Barkeeper Omar und so verbrachte ich die nächsten 2 Tage am Strand bzw. im Jacuzzi.

Kurze Story noch zum Jacuzzi: Dummerweise zerbrach uns bei einer unnötigen Spielerei (jaja das berühmte Kind im Mann…) eine Red Stripe-Flasche und ein minimaler Anteil der Scherben flog in den Jacuzzi. Wir beseitigten unseren Fauxpas und wie es ehrliche Deutsche tun, meldeten wir den „Unfall“ trotzdem. Der Security-Mann meinte nur „no problem“. Wir dachten, dass die Sache damit erledigt wäre…ca. eine Stunde später kam dann aber der Security-Mann und der Hotel-Manager und bat uns mit in sein Büro zu kommen. Hier sollte ich 8,000 J$ bezahlen (da ich als Gast nicht über das Hotel versichert sei), weil das Jacuzzi eine neue Pumpe bräuchte weil eine Glasscherbe hineinfiel. Naja, da ich relaxt drauf war, habe ich den Betrag ohne groß nachzudenken gezahlt (immerhin noch von 8,000 auf 6,000 runtergehandelt)…im Nachhinein ist mir klar, dass ich verarscht wurde! Vor allem weil ich die Story dann Omar erzählte, der lauthals los lachte. 3 Frauen, die auch zum Personal des Hotels gehörten, wollten mir sogar das Geld zurückbesorgen und ließen sich auf eine laute Diskussion mit dem Manager ein. Omar mixte mir erst mal nen Free-Drink und die Frauen entschuldigten sich für das „bad behaviour of some jamaican men!“ Kann man da noch böse sein ;-)

Am 05.02.08 kam dann endlich mein Kumpel Andi aus Freising nach. Ich holte ihn zusammen mit Anita und John in Mobay ab. Abends angekommen, planten wir eine coole Aktion. Und zwar wollten wir am 6.02. (Bob Marley´s birthday) nach Kingston zum Fußballspiel der Reggae Boyz gegen Costa Rica. Da wir Anke´s Driver Ripton vertrauten, wollten wir mit ihm nach Kingston. Außerdem kamen noch Patrick aus Black River und Ralf vom Mariner´s mit. So starteten wir am „day oft the match“ gegen 13 Uhr in Negril. Die Fahrt war lange, aber cool. (Wer an einem ausführlichen Spielbericht und tollen Bildern interessiert ist, besuche unsere Seite www.reggaeboyz.de). Gegen 17 Uhr kamen wir dann in „Funky Kingston“ an. Die Stimmung im Stadion war genial. Wir versorgten uns erst mal mit leckeren Patties (90 Cent pro Stück) und mit Red Stripe. Kingston hot – nah joke ting dat!

In der Halbzeitpause performten u.a. Tony Rebel, Mavado, Bounty Killer und Tarrus Riley. Als Tarrus Riley seinen Song „She´s Royal“ sang, ging das Stadion völlig ab. Wirklich (fast) jeder der 30,000 Zuschauer, erhob sich, sang mit und tanzte. Das war für mich einer, wenn nicht D E R emotionalste Moment des Urlaubs, weil er einfach so viel über die Jamaiker und ihre Lebensfreude aussagt, finde ich. Zudem ist das Lied genial und eine hommage an alle „natural beauties“.

Nach dem Spiel wurde dann leider einer von uns beraubt (2 Kreditkarten und 13,000 J$)…man musste wirklich höllisch aufpassen…viele kleine Kids huschten um uns herum und versuchten uns zu bestehlen. Ich hatte Glück, dass ein kleiner „rude boy“ bei mir in die falsche Tasche griff. Das ist halt das etwas andere Gesicht von Jamaica bzw. Kingston… und irgendwie kann ich die Kids ja auch verstehen…bevor ich verhungere, werde ich kriminell, ist ja irgendwie logisch!? Schon Bob Marley sang „a hungry man is a angry man.“

Nichtsdestotrotz fuhren wir (größtenteils) gut gelaunt zurück nach Negril und kamen dort gegen 1 Uhr in der Früh an. Direkt an der Straße wo wir wohnten wurde noch Bob´s birthday gefeiert. Anthony B. und Gyptian hatten gerade gespielt. In unserem Zimmer konnten wir dann mit den Live-Klängen von Luciano einschlafen. Diesen Luxus hat man auch nicht alle Tage.

Den nächsten Tag gingen wir relaxt an. Überhaupt ist das coole an Negril, dass man einen traumhaften Strand hat, nicht viel planen muss, aber immer etwas passiert. Am Strand kommt immer super Musik und die Drinks sind lecker =).

Anmerkung zum Strand: Der ist wirklich EINMALIG. Ich hatte ihn mir ja zuhause in Deutschland schon über google.earth angeschaut, aber „in natura“ übertraf er alle meine Erwartungen. Und wenn man früh morgens an den Strand geht, ist auch nicht allzu viel los. Negril nice mon!

Andi und ich machten dann mit Anita und John und zwei weiteren Gästen die Tour zu den Mayfield Falls. Auch hier starteten wir sehr früh und es war nicht viel los. Die Wasserfälle waren auch sehr schön und schienen fast unberührt. Hier möchte ich kurz einen kleinen Vergleich ziehen zwischen Dunn´s River Falls (die ich aus meiner ersten Jamaica-Reise kenne), YS und Mayfield Falls. Die Dunn´s River Falls sind meiner Meinung nach vom Naturschauspiel her am gewaltigsten und sehr beeindruckend. Sie sind aber total überlaufen! Das fand ich zum Beispiel an Mayfield sehr schön. Man hatte den Eindruck in eine andere Welt vorzudringen, da auch die Fahrt etwas abenteuerlich war. Die YS Falls sind so ein Zwischending. Hier ist deutlich weniger los als in Ochi, aber auch deutlich mehr als in Mayfield.

Fazit: Alle drei Wasserfälle sind empfehlenswert, wobei mir der Charme der Mayfield Falls am besten gefallen hat.

Eigentlich wollten wir am 9. Februar weiter nach Runaway Bay, aber da es uns in Negril (bei Anita und John) so gut gefiel, entschlossen wir hier zu bleiben. Zudem kannte ich Runaway Bay noch von meiner ersten Jamaica-Reise 2002 (gerne hätte ich Elke besucht; immerhin habe ich Olaf noch kurz am Flughafen gesehen).

Morgens gingen wir immer an den Strand und trafen uns mit Omar, Ralf und anderen Leuten. Wir quatschten und tranken viel und genossen einfach das tolle Wetter und die vibes. An einem Abend gingen wir zum Yellowman-Konzert, wo wir das Glück hatten uns persönlich mit ihm zu unterhalten. Sehr witzig war, dass er vor nicht allzu langer Zeit in meiner Heimatstadt Freiburg live spielte und als ich ihm das erzählte, kamen wir gleich gut ins Gespräch. Bei dieser Party trafen wir zufällig auch Karin und 2 weitere Deutsche, die bei ihr nächtigten und wir hatten großen Spaß.

Alles in allem war es mal wieder ein superschöner Urlaub. Mein Dank geht in erster Linie an Anke, Ripton und Patrick in Black River sowie Anita und John in Negril – es war toll bei euch, ich bin mir sicher wie sehen uns bald wieder. Ich muss ehrlich sagen, dass ich es gerade in Negril einfach nur cool & calm fand. Mit Sicherheit wird man hier öfters angequatscht als anderswo auf der Insel und es ist gerade am Anfang etwas ungewohnt und teilweise stressig, aber man muss halt damit umzugehen wissen. Auch hat uns das ein oder andere Mal ein Taxifahrer verarscht, aber so ist es halt…that´s Jamaica!!! (und ehrlich gesagt ist es mir im Urlaub egal, ob ich zu zweit 500 J$ oder 1000 J$ zahle.)

Meinem Kumpel Andi, für den es die erste Jamaica-Reise war, gefiel es auch total. Er war etwas überrascht wie teuer es in Jamaica (bzw. Negril) ist, aber er möchte nächstes Jahr wieder hin. Genau wie ich…denn mich lässt diese Insel nicht mehr los. Ich kann mir gar nicht vorstellen woanders Urlaub zu machen. Wir geben zu dass wir absolute „Negril-Fans“ geworden sind. Wir konnten in unserer Unterkunft perfekt relaxen und wenn uns nach Strand und Party war, sind wir einfach mit dem Taxi Richtung Seven Mile Beach.

Negril ist also für jüngere Reisende (wir sind 25 und 26), die nicht nur an Smoken & Relaxen, sondern auch an Parties interessiert sind, mehr als ein Tipp. Die Mischung aus Relaxen und Party ist hier perfekt! Begünstigt wurde unser Eindruck mit Sicherheit dadurch, dass der Februar in Jamaica offiziell zum Reggae Month erklärt wurde (u.a. wegen Bob Marley und Dennis Brown birthdays). Das Party-Angebot war wirklich überragend! Wären wir noch ein bisschen länger geblieben, hätten wir noch Bunny Wailer miterlebt.

Nun möchte ich meinen Bericht mit einem Song-Zitat von einem meiner Lieblingssänger (Jah Cure) beenden, das es einfach auf den Punkt bringt.

„No place like Jamaica to me,
No matter where I go around the world,
Jamaica my number one girl!”




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