Reisebericht von Max aus Österreich


Mittwoch, 03.03.04

Heute in Jamaica angekommen. Flugzeit 10 Stunden. Bin durch einen glücklichen Zufall in die erste Klasse aufgestuft worden.

In Kingston angekommen (mit 2 Stunden Verspätung) gab's gleich mal Probleme mit dem Einreisen in Jamaica, da ich in meiner migration form kein Hotel angegeben hatte. Und ohne Angabe eines Hotels zumindest für die erste Nacht gibt's keine Einreise.

Als ich da so stand und auf jemanden wartete der mir weiterhilft lernte ich Marco aus Berlin kennen, welcher daselbe Schicksal wie ich erlitt. Schliesslich wurde uns dann vom Migration Bureau geholfen und ein Hotelzimmer für uns zwei mitten in Kingston gebucht. Hotel Sandhurst, 15 US$ pro Person und Nacht. Da es schon Nacht war und wir beide sehr müde von der Reise sind wir dann relativ bald schlafen gegangen um für den nächsten Tag Fit zu sein.

Planung für Morgen: Kingston besichtigen und danach ab Richtung Port Antonio.


Donnerstag, 04.03.04

Heute von Kingston nach Port Antonio (kurz PA) gereist.

Einigermassen gut geschlafen im Sandhurst bis ca. 8.00 Uhr. Raus aus dem Hotel, noch mal schnell beim ersten Rasta dem wir begegnet sind ein wenig Ganja gekauft und in den Bus in Richtung Kingston Town Center gestiegen.

Kingston Town: Man läuft 3 Stunden bei brütender Mittagshitze in einer lauten dreckigen und stinkenden Stadt herum und sucht eine Verbindung nach PA . Alle 2 Minuten wird man von jemand angesprochen der einem eine Taxifahrt, Souvenirs oder Marihuana verkaufen will. Bis man dann endlich draufkommt, dass im Hinterhof eines Gemüsemarktes die Haltestelle für die berühmt-berüchtigten Route-Taxis ist, wäre man schon sein gesamtes Geld los, wenn man alles kaufen würde was einem angeboten wird.

Mit dem Route-Taxi auf Jamaica unterwegs zu sein bedeutet 3 Stunden in einem Kleinbus (der bei uns vielleicht für 20-25 Personen zugelassen wäre) gemeinsam mit 40 Jamaicanern, 3 Hunden, 2 Englischen Rucksacktouristen und 110 db Schalldruck Raeggae quer über die Insel zu rasen. Route-Taxis sind nach dem eigenen Auto der Jamaicaner beliebtestes Beförderungsmittel wie's scheint. In den Bussen ist es heiss, unbequem, eng und laut. Hauptsache der Reaggae dröhnt volle Lautstärke aus den beiden Boxen die meistens hinter den beiden vorderen Sitzen montiert sind. Man hört meistens IRIE.FM und wenn der Song passt, kann's schon mal vorkommen dass der ganze Bus mitsingt und groovt.

Etliche Berge, Siedlungen und Müllhalden später endlich Ankunft in PA. Durch die beiden Englischen Backpackers haben wir dann auch gleich ein Hotel mitten im Ortszentrum von PA gefunden. Triffs Inn, 20US$ pro Nacht und Person ohne Früstück oder sonstige Annehmlichkeiten. Nach dem Einchecken beschloss ich gleich mal einen ersten Stadtrundgang. Allerdings nicht sehr umfangreich da wir in den nächsten 2 Tagen sowieso gemeinsam PA erkunden wollten. Hab nur bei einer Bude mein erstes Red Stripe getrunken und 2 Bananen gegessen die so köstlich waren wie noch keine Banane zuvor. Am späten Nachmittag dann rauchten wir unser erstes Gras aus Jamaica. Sehr geniale Erfahrung mitten in PA auf einer Dachterrasse zu sitzen, rundherum die geniale Landschaft. Mit Tropischem Wald bedeckte Hügel und Berge dazwischen wie zufällig angeordnet die Hütten mitten im Wald. Im Hintergrund das Meer, im Vordergrund eine grosse, im englischen Kolonialstil erbaute Kirche. Die Geräuschkulisse setzt sich zusammen aus Meeresrauschen, energisches Autohupen, lautstarker Reaggae aus zig Autoanlagen und hitzige Diskussionen in Patois, der zweiten Landessprache nach Englisch.


Freitag, 05.03.04

Wir sind Heute ziemlich Orientierungslos in PA herumgelaufen. Zuerst eine grosse Runde in Richtung Westen wo uns ein Charly abgefangen hat und uns unbedingt die Stadt zeigen wollte. Na gut, sind wir ihm halt nachgelatscht. Er zeigte uns den Jachthafen wo alles fein säuberlich für die Kreuzfahrtstouristen herausgeputzt ist. Der krasse Gegensatz zum "Off-Touristik Jamaica" fällt sofort ins Auge. Hier wurde ein Wunderschöner Park angelegt während draussen die Öffentlichen Grünflächen versteppt und zugemüllt sind. "Das ist eben Jamaica für Touristen",meinte Charly während er uns zum hiesigen Craft's Market führte. Er zeigte uns dann auch noch den Lebensmittelmarkt und das Internetcafe von PA. Und das seltsame daran war, dass Charly der erste Jamaicaner war, der kein Geld von uns wollte!?

Später (nach einer kurzen Rauchpause im Hotel...) sind wir dann in Richtung Port Antonio View aufgebrochen. Das heisst einen Berg hinter PA zu erklimmen um dann angeblich eine Umwerfende Aussicht über den Ort mit seinen beiden Naturhäfen zu geniessen. Leider war die Aussicht nicht so toll und den anstrengenden Aufstieg auf den Berg nicht wert.

Die Menschen in PA sind zum Glück schon etwas entspannter als in Kingston aber so wirklich wohlgefühlt hab ich mich hier noch nicht. Mit daran Schuld war wahrscheinlich auch dass ich die falschen Schuhe hatte und mir durch die ganzen Wanderungen die wir in PA unternommen hatten 2 Blasen zugezogen hatte. Deswegen beschlossen wir auch statt erst am Sonntag schon Morgen in Richtung Westen weiterzureisen.


Samstag, 06.03.04

Heute Vormittag gleich mal neue Schuhe am Markt von PA gekauft. Eine Wohltat. Wir sind dann gleich in richtung Ocho Rios aufgebrochen und 2 Stunden und 3 mal umsteigen später auch dort angekommen. Dort sind wir erst einmal ins Tourist Board und liessen uns ein Zimmer vermitteln. Pier View Appartments, 15 US$ pro Person und Nacht. Relativ schönes Hotel mit Pool, leider kein Meerblick aber dafür etwas ruhiger gelegen und mit guter Klimaanlage. Ich glaub heute Nacht werde ich gut Schlafen.

In Ocho Rios (Oder kurz "Ochi" wie die Einheimischen sagen) sieht man wieder vermehrt auch weisse Touristen, vorwiegend Amerikaner. Deswegen ist die Stadt auch sauberer und in besserem Zustand als in PA. (Dafür ist PA identischer...)

Ich denke wir werden jetzt noch was rauchen und dann Essen gehen. Aja, war schon im Pool, herrlich wohltuend!


Sonntag, 07.03.04

Erster Strandtag. Eigentlich eher ereignislos, bis auf die Erfahrung zum erstenmal in der Karibik gebadet zu haben. Wir waren am Turtle Beach, dem Örtlichen Tourismusstrand. Der Strand als solcher wäre ja ganz schön, wenn da nicht dieses riesige AIDA Kreuzfahrtsschiff direkt in der Aussicht liegen würde. und davor rasen ständig die Jetski über den gesamten Strand auf und ab. Also nicht so entspannend.
Wir freuen uns schon beide auf die angeblich einsamen Buchten von Treasure Beach.

Wir holten uns beide den ersten leichten Sonnenbrand und am Abend unser erstes Jerk Chicken. Und lassen jetzt den Tag so entspannt ausklingen wie wir ihn begonnen haben.


Montag, 08.03.04

Heute war der Tag um Ochi zu erkunden. Frühmorgens raus zum Markt von wo sich auch gleich einer gefunden hatte, der mir unbedingt seinen Heimatort zeigen wollte. Na gut, in Haile Sellassies Namen, bin ich halt mit ihm mit. Er latschte mit mir über den Markt durch die Slums, zeigte mir etliche der hier beheimateten Pflanzen, führte mich durch das Atilier eines Jamaicanischen Künstlers und ging eine Stadtrunde mit mir. Am Ende hielt er die Hand auf und wollte für seine Bemühungen bezahlt werden. Natürlich wehrte ich mich dagegen, da vorher nichts dergleichen ausgemacht war. Da ich aber Streit vermeiden wollte gab ich ihm etwas Geld. (500J's, zum Glück hatte ich nicht mehr dabei)

Hab dann am Markt noch ein paar Früchte gekauft und bin zurück ins Hotel. Dort kurz in den Pool gehüpft, und schon ging's weiter in Richtung Dunn's River Falls. Angeblich DIE Attraktion in der Gegend und in jedem Reiseführer empfohlen.

Von Ochi zu den Falls sind es ungefähr 4-5 Kilometer, die wir per pedes zurücklegten. Dort angekommen wurden uns erst einmal 10US$(!!!) Eintritt abgeknöpft, nur damit wir besichtigen konnten, wie sich hunderte Touristen Händchenhaltend die Falls hinaufschlängelten. Es war Kabarett. Wir beschlossen jedenfalls nicht hinaufzuklettern sondern auf dem trockenen Weg hinaufzusteigen. Alles in allem war es ein Nepp und ich würde jedem abraten dorthinzugehen.
Nachdem wir unsere "Ich war da" Fotos geschossen hatten gingen wir zurück ins Hotel, wo wir jetzt unsere Früchte essen werden. Natürlich nachdem wir was geraucht haben. Versteht sich doch von selbst.


Dienstag, 09.03.04

Heute grosse Überfahrt von Ochi nach Treaure Beach. Strecke über Montego Bay, Savanna-la-mar und Black River.Ab Black River wurde es ein bisschen abenteuerlich (unbequem sowieso) weil sich zuerst irgendwie kein Anschluss nach Treasure Beach gefunden hat. Schliesslich konnten wir den Taxifahrer der uns von Sav-la-mar nach Black River gefahren hatte dazu überreden uns nach TB zu bringen. Das kostete uns dann zwar nocheinmal 1000J's aber dafür waren wir endlich im Paradies. Wir quartierten uns bei Prof im Sandy Hill Cottage ein, und lernten dort erst mal Roy kennen. Roy ist Rasta.

Am Abend trafen wir dann auch Mario und Stefan, 2 Bayern die nach Jamaica (fast) nur wegen des Ganjas gekommen sind. Es ist sehr angenehm wenn man nach einer Woche Hochdeutsch und Englisch auch wieder einmal in seinem eigenen Dialekt sprechen kann. Ausserdem waren die zwei ziemlich derb drauf. So ein Monsterpartyjoint für 4 Personen wird da schon mal gebaut.
Naja, wenn's Spass macht...


Treasure Beach, 10.03. bis 19.03.04

Ich finde es hier wie im Paradies, nein, ich glaube es ist das Paradies. Es hat 32° im Schatten. Ich laufe Barfuss herum. Man Isst nur die reifsten Früchte. Man raucht nur das beste Ganja. Pur. Man fühlt sich wie im Traum. Man hofft es ist kein Traum, weil es ist fast zu schön hier.

Man ernährt sich von Tropischen Früchten wie Papayas, Mangos, Ananas, Melonen, Starapples, Bananen, Orangen und Bananen die nach Orangen schmecken. Ich liebe Fried Chicken aus dem Restaurant neben dem Mini-Mart. Rice'n'Peas gibts als Standartbeilage. Und natürlich die berühmte Hot Chilli Sauce!

Ich liege am Strand herum und höre das Meer brausen. Meine Augen sind geschlossen, weil ich gerade was geraucht habe. In meinen Gedanken bin ich an einem wunderschönen Sandstrand in der Karibik. Ich sehe Palmen vor meinem geistigen Auge stehen. Ich sehe dunkelhäutige Kinder die am Strand Fussball spielen und lachen. Ich sehe Fischerboote, die gerade auf den Strand gezogen werden. Es riecht nach Fisch und nach Meer. Ich denke ich muss träumen denn: Ich sehe keine Touristen!

Ich mache die Augen auf. Ich sehe genau das gleiche das ich geträumt habe. Ich denke mir: Ich liege in der Karibik und träume von der Karibik. Seltsam.
Ich beginne den nächsten Joint zu rollen.
Jeah mon, Jamaica ich bin da!

Treasure Beach ist der beschaulichste und gemütlichste Ort den ich kenne. Ich werd auf den nächsten Seiten eine Karte von TB anlegen und sie nach meinen (geplanten) Ausflügen und Streifzügen durch die Gegend erweitern. Bin mal gespannt wie vollständig sie wird. (anmkg. d. Autors: Die Karte ist sehr Vollständig geworden.)

Alle 2 Tage oder so kommt sogar ein Obsthändler auf den Sandy Hill, bei dem kaufen wir immer ein. Die besten Papayas und Bananen, ausserdem jede Menge Gemüse und Sugar Kane.(Zuckerrohr)

Am Freitag hats zum ersten mal den ganzen Tag geregnet. Ganz angenehm für's Klima da es doch (ein wenig zumindest) abkühlt wenn es regnet. Aber im grossen und ganzen muss ich sagen dass ich mich jetzt vollständig aklimatisiert habe. Ich mein wenn man zu Fuss unterwegs ist schwitzt man schon noch ganz schön aber es geht eigentlich. Für Montag oder Dienstag planen wir eine Versorgungsfahrt nach Black River da wir beide Geld brauchen.

Sonst verlaufen die Tage hier sehr gelassen. Man steht auf, geht zum Strand, liegt dort in absoluter Ruhe meistens sogar alleine herum. Man planscht ein wenig in der Carribean Sea herum, dann geht man zum Minimart, kauft sich nebenan noch ein Abendessen. Am Abend ist chillen eher die Regel als die Ausnahme und man verbringt eine sehr geruhsame und Stressfreie Zeit in TB. Man spricht mit den Leuten, erfährt einiges über Ihre Art zu Leben und mit anderen umzugehen. Man gewinnt Freunde. Man sieht dem Rastaman beim kochen zu, oder beim schnitzen oder beim nichtstun. Irgendwann steht er auf und klettert auf den Papayabaum der gleich neben der Veranda steht und holt ein paar der vollreifen Früchte herunter.

Am nächsten Tag kommt er dann an mit einer schwarzen Papiertüte voller Schwammerl, einem Daumengrossen Stück reinem ungeschnittenem Hasch und einem kleinem Glas Haschöl.
Aalright, die Party heute Abend ist gerettet!

Leider vergingen die Tage viel zu schnell obwohl sie eigentlich langsam vergingen und der Abschiedstag ist dann immer schneller da als man denkt. Dann heisst es Abschiednehmen, ins Taxi nach Kingston steigen und zurück in die hektische Grossstadt.

Und man sitzt im Flugzeug und träumt von den herrlichen Sandstränden, von Palmen und Sonne, vom Gras, von dunkelhäutigen Kindern die am Strand Fussballspielen, vom Geruch nach Fisch, Meer,Pimento,Kokosnüssen und Ganja. Man macht die Augen auf und man weiss dass man nicht geträumt hat. Aber man hat doch geträumt denn man sieht vor sich nicht das Meer, sondern nur die Rücklehne der vorderen Sitzreihe im Flugzeug. und man höhrt auch keinen Reaggae mehr sondern nur das schreien der übermüdeten Kinder und deren übermüdeter Eltern, weil sie im Urlaub nur Stress hatten im All Inclusive Resort.

Mit einem Lächeln auf den Lippen schliesst man die Augen wieder und wacht erst in London wieder auf.

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